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01.05.2013

Der Krise einen Schritt voraus


Dieser Text ist vom 01.05.2013 und könnte inhaltlich veraltet sein.

Winfried Neun, Innovationsberater, und Eckart Helfferich, Mittelstandslotse, stehen Rede und Antwort

An welchen ersten Anzeichen kann man eine Unternehmenskrise erkennen?
Neun: Eine Unternehmenskrise kündigt sich in der Regel bereits früh an. Strategische Schwachpunkte, die eine latente Krise verursachen, werden aber leider oftmals mit einer Marktschwäche verwechselt und somit übersehen. Kostensenkungsprogramme sind die Folge – angefangen beim Personal über den Vertrieb bis hin zum Marketing wird auf Sparkurs umgeschaltet. Doch genau das führt zu einer Beschleunigung der Krise statt zu deren Reduktion. Daher gilt es, Schwachstellen zu identifizieren und Kernkompetenzen nutzbar zu machen!

Was sind häufige Ursachen für eine Unternehmenskrise?
Neun: Die Ursachen für eine Unternehmenskrise können sehr vielfältig sein. Zum einen lässt sich häufig eine Fehleinschätzung des Managements im Hinblick auf die Entwicklung der Märkte vernehmen – zum anderen aber auch eine Fehleinschätzung der Mitarbeiter. Nur allzu oft werden immer wieder dieselben Mitarbeiter mit Projekten betraut, was zu einer enormen Belastung oder gar zur Überforderung einzelner Personen führen kann und letztlich die Leistung mindert. Ein weiterer bedeutender Faktor für die Entstehung einer Unternehmenskrise ist der systematische Verlust strategischer Identität. Diese ist aber besonders wichtig – für Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten gleichermaßen. Es muss klar sein, für was ein Unternehmen steht, was seine Kernleistungskompetenzen und seine Kernstrategie sind, um erfolgreiches unternehmerisches Arbeiten zu gewährleisten.

Herr Helfferich, Sie sind der Mittelstandslotse unserer Landesregierung. Wann kann sich ein Unternehmer an Sie richten und welche Leistungen können Sie ihm zur Hilfe anbieten?
Helfferich: Immer wenn´s im Unternehmen „klemmt“, man im Kontakt mit Banken, Behörden, Institutionen oder einfach mit den eigenen Ideen nicht mehr weiter kommt. Der Mittelstandslotse berät dann kostenlos in allen Fragen der Betriebswirtschaft, Finanzierung, Unternehmensentwicklung, Personalpolitik, Unternehmensnachfolge, der Erstellung von Businessplänen, der Verhandlung mit Banken, Investoren und Behörden. Dazu stellt er auch die erforderlichen Kontakte her und unterstützt förderungswürdige Projekte gegenüber Förderbanken und politischen Institutionen bereits im Antragsstadium. Die Funktion als Stabsstelle der Wirtschaftsministerin ermöglicht den kurzen Weg zu den politischen Entscheidungsträgern.

Unternehmen aus allen Branchen und mit den unterschiedlichsten Anliegen kommen zu uns. Im Unterschied zu anderen beratenden Institutionen begleiten wir das Unternehmen auch auf einem längeren Weg, bis Lösungen gefunden sind. Manche suchen in uns einfach den Sparringspartner beziehungsweise Zuhörer.

Wie sieht diese Hilfe konkret aus?
Helfferich: Einige Beispiele der letzten Wochen: Runder Tisch mit Kommunen und privatem Gewerbeparkbetreiber zur Klärung streitiger Flächennutzung; Vorbereitung und erfolgreiche Kontaktvermittlung zwischen Geschäfts-, Förderbank, Privatinvestor und Gründungsunternehmen; für ein junges Technologieunternehmen Gespräch mit der Bank zur Reduzierung des „sportlichen“ Umfangs der geforderten Sicherheiten; Vermittlung einer Mediation in streitiger Auseinandersetzung beim Kraftwerksbau zwischen mittelständischem Unternehmen und Energieerzeuger; Kontaktvermittlung für ein niederlassungswilliges Unternehmen aus einem anderen Bundesland; diskrete individuelle Beratung und Kontaktvermittlung zur Unternehmensnachfolge eines Metallbauers und eines Bauunternehmens; Gespräche mit dem Insolvenzverwalter über Möglichkeiten der Unternehmensfortführung eines Großhändlers und die Thematisierung eines institutionellen Wettbewerbsnachteils für einen Importeur bei der zuständigen Ministeriumsspitze.

Was sind Ihrer Erfahrung nach die zentralen Punkte für den Weg aus der Unternehmenskrise, Herr Neun?
Neun: Erstens: Ein Unternehmen sollte seine strategische Ausrichtung erst einmal wieder neu und klar definieren und wenn nötig anpassen. Zweitens: Die Bearbeitung der Background-Personality ist unverzichtbar, damit die Krise im Unternehmen nicht als Katastrophe gesehen wird und die Mitarbeiter lähmt, sondern als Chance, um neue Wege zu gehen und positiv in die Zukunft blicken zu können. Drittens: Das aktive Gestalten und Erobern der Märkte muss in den Fokus der Bemühungen rücken. Achtung vor zu viel Verwaltungsaufwand! Viertens: Machtkämpfe in der Führungsetage müssen unbedingt eingedämmt werden, um weitere Krisenentwicklungen innerhalb des Unternehmens zu vermeiden. Meiner Erfahrung nach ist die Beachtung der genannten Punkte essenziell und absolut unabdingbar, um den Weg aus der Krise zu meistern.

Wie sollte ein Unternehmer aktiv werden, um bereits im Vorfeld eine mögliche Krise zu vermeiden?
Neun: Als Unternehmer sollte man immer langfristig denken und mit Weitblick agieren, um drohende Krisen frühzeitig erkennen und in der Folge vermeiden zu können. Daher gilt es, Krisenindikatoren zu entwickeln. Diese können beispielsweise darin bestehen, regelmäßig Innovationsworkshops wie zum Beispiel die Zukunftswerkstatt durchzuführen, um auf dem neuesten Stand im Bereich Marktentwicklungen und Trends zu bleiben. Außerdem kann eine konstante Innovationsleistung präventiv gegen Krisen wirken. Wer die Nutzenanforderungen seiner Kunden kennt, dem kann es auch gelingen, das Lied des Pioniers zu singen. Eine Nutzenkurvenanalyse stellt hierbei ein sinnvolles Instrument dar. Als Unternehmer sollte man zudem immer darauf bedacht sein, die interne Stimmungslage im Blick zu behalten und ein positives Klima zu schaffen.

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